Tuesday 26 September 2017

{German} Einmal im Jahr für immer - Sarah Ricchizzi

Skurrile Geschichte für die man Taschentücher bereithalten sollte!

Für Fans von: Ein Mann namens Ove - Fredrik Backman
Veröffentlichung: 2017 (Selfpublishing)
ISBN: 9783742775
Seiten: 344
Goodreads

Klappentext: Was bedeutet eigentlich Leben?
Math ist tot.
Und Amelie Red fragt sich, weshalb sie noch weiterleben soll.
Wozu den Schein wahren, wenn der Tod so schwer auf ihr lastet?

In ihrer Trauer um ihren verstorbenen Ehemann, vergisst Amelie Red, wer sie einst gewesen ist und verliert sich in ihrer eigenen Gedankenwelt. Dann klopft ein Clown unerwartet an ihre Badezimmertür und sprengt ihr Leben mit Abenteuern, die sie nicht erleben will. Ein Clown lässt sich allerdings nicht so einfach ignorieren, schon gar nicht, wenn im eigenen Treppenhaus ein Regenbogen erscheint, eine Hüpfburg im Wohnzimmer thront und sie das Haus nicht mehr durch die Haustür, sondern durch ein Fenster betreten muss.




Meinung
Cover: Die liebe Sarah hat das Cover selbst gemacht und ich muss sagen, sie hat echt Talent! Ich mag die Farbverläufe und die Farbe Blau spielt in diesem Roman immer wieder eine Rolle. Die schnörkelige Schriftart harmoniert auch wunderbar mit der schlichten, geraden.

Inhalt: Sarah war so nett, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken. Zusammen mit einem Haufen Konfetti, Luftballons und einem persönlichen Brief. Hab mich total darüber gefreut! Aber ganz ehrlich, würde ich Sarah nicht kennen, hätte ich das Buch wahrscheinlich nicht gelesen, weil es einfach nicht mein Stil ist. Dumm wäre ich gewesen! Das Buch hat sogar mich, obwohl ich sonst fast ausschließlich Fantasy lese, in seinen Bann gezogen. Und das soll was heißen!

Es hat allerdings ein paar Inhalte gegeben, die mir etwas unrealistisch vorgekommen sind. Zum Beispiel reden Amelie und der Clown in einem der ersten Kapitel über das Duzen. Dabei sind sie in London und sprechen vermutlich Englisch. Und da siezt man sich bekanntlich nicht. Ich weiß, sowas ist schwierig, denn der Text ist auf Deutsch geschrieben. In synchronisierten Serien und Filmen ist sowas auch immer komisch. Meistens siezen sich die Figuren, obwohl sie sich schon ewig kennen, bis sie sich dann mal küssen.

Was ich auch noch komisch fand, war, dass alle Geld wie Heu haben und niemand muss wirklich arbeiten. Ich denke, diese Tatsache war einfach da, um ein paar Plot-technischen Problemen aus dem Weg zu gehen. Viel lieber hätte ich gesehen, wie Amelie neben ihrer Trauer auch mit Geldproblemen umgeht, aber das hätte vermutlich zu viel an der Handlung geändert.

Der Clown ist wirklich eine ungewöhnliche Figur und so ziemlich mein Liebling im ganzen Roman. Er stellt die lustigsten und verrücktesten Sachen an, ich habe oft so gelacht!
Vielleicht interessiert euch ja mein Interview mit ihm.

Am Ende musste ich wirklich weinen und ich weine nie bei Büchern! Aber das letzte Kapitel hat mir einfach den Rest gegeben!

Schreibstil: Die Autorin hat es schon sehr gut drauf, eine Geschichte zu erzählen. Mann muss beachten, dass das hier (abgesehen von einer Kurzgeschichte) ihr Erstlingswerk ist.
Das Gedankenkreisen, das mit Depressionen oft einhergeht, ist meiner Meinung nach gut dargestellt worden. Ja, Amelies Trauer ist fast greifbar und völlig verständlich.
Die Dialoge, besonders die Wortgefechte zwischen Amelie und dem Clown, sind einfach herrlich und auf den Punkt gebracht.

Leider gibt es noch ein paar Schwächen, an denen Sarah in Zukunft arbeiten sollte. Sie verwendet viele Ellipsen (= unvollständige Sätze) und jetzt könnte man sich darüber streiten ob das nun gut oder schlecht ist. Das ist wohl Geschmackssache. An manchen Stellen fand ich es gut, weil so Amelies Trauer verdeutlicht und das Erzähltempo verlangsamt wurde. Aber an anderen Stellen hat es leider nur den Lesefluss gestört. Außerdem finde ich, dass es insgesamt ein bisschen zu viel des Guten war.

Der Genitiv wurde manchmal seltsam verwendet, aber immer nur wenn es in Verbindung mit dem Clown war. "Des Clowns Schandtaten", "des Clowns Fußabdrücke", "des Clowns Auto" usw. Warum nicht einfach "die Schandtaten des Clowns"? Generell klangen manche Ausdrücke zu gestelzt. Das ist auch okay, wenn sich zum Beispiel eine Figur immer so ausdrückt, aber hier war es zu willkürlich. Oft hat sie "dies" verwendet, wenn "das" völlig gereicht und natürlich geklungen hätte, um nur ein Beispiel zu nennen.

Dann war die Verwendung der Zeitstufen sehr inkonsistent. Wenn etwas bereits Geschehenes erzählt wurde, wurden Plusquamperfekt, Perfekt und Präsens wild durcheinander gemischt. Überhaupt das Plusquamperfekt wurde ungewöhnlich oft verwendet. Mit der Zeit hat das ganze "hatte" fast genervt. Die wenigsten Leute erzählen so ihre Erlebnisse. Warum sollten es also Romanfiguren tun?

Die Autorin scheint lange, verschachtelte Sätze zu mögen, nur leider stört das den Lesefluss, genauso wie die Ellipsen. Solche Sätze musste ich nämlich oft zwei Mal lesen. Besonders verwirrend waren die langen, verschachtelten Ellipsen, die hin und wieder vorkamen. Die ergeben nämlich ohne die davor stehenden Sätze nur schwer Sinn. Außerdem kam es gerade bei den langen Sätzen zu Beistrich-Fehlern. Aber über das letztere Problem habe ich mich ohnehin schon mit Sarah unterhalten.

Es gab mitunter einige Sätze, die wie Fragen klangen, aber am Ende kam kein Fragezeichen.
Aber es wird eine zweite Auflage erscheinen und da werden hoffentlich auch die letzten Fehler beseitigt werden (;

Mein Fazit: Falls das Eine oder Andere noch überarbeitet wird, wäre da noch ein Knopf mehr drin!

Meine Bewertung: 4/5 Knöpfe

1 comment:

  1. Du bringst es auf den Punkt, genau die gleichen Sachen haben mich an dem ansonsten ausgesprochen guten Buch auch gestört -- meine Rezi geht dann Samstag OnLine

    LG Agnes

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